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Wettläufe versus zuversichtlicher Gelassenheit

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

immer wieder geht es mir so: Was machen wir heute Abend? Kino? Ach nee, geht nicht, Corona. Wir könnten mal wieder die … einladen – ach nee, geht nicht, Corona. Der Bilderrahmen ist kaputt, ich stehe vor der Werkstatt - ach nee, Corona. Wenn wir frei haben, könnten wir mal wieder nach … fahren - ach nee, sicher noch Corona.

Geht es mir etwa so, wie dem Hasen im Märchen vom Hasen und dem Igel? Der Igel ist immer schon da, wie Corona. Bin ich dieser Hase? Selbstbewusst, schnell, gescheit? Der Hase lacht über den Igel mit seinen kurzen krummen Beinen und schlägt einen Wettlauf vor. Die Wette gilt - eine Goldmünze und eine Flasche Branntwein. Der Hase verliert, denn der Igel ist immer schon da. Der Hase merkt nicht, dass es die Frau des Igels ist, die da am anderen Ende der Ackerfurche wartet und sagt: "Ich bin schon da!" Immer wieder läuft er los und kann es nicht fassen ...

Schnell finden wir uns wieder im Wettlauf des Lebens - und ich möchte nicht der Hase sein. Zu großes Selbstbewusstsein und Herabschauen auf andere (die mit den 'kurzen krummen Beinen') bringen nicht weiter. Ich brauche eine andere Taktik in diesen Zeiten als der Hase. Teamwork, freundliches Miteinander und auch mal langsam machen. Es macht gar nichts, wenn nicht jede/r gleich schnell und „gescheit“ ist.

Gott hat jedem von uns Möglichkeiten gegeben, viel mehr, als wir selbst oder auch andere uns im ersten Moment zutrauen. Das Ergebnis ist nicht Goldmünze und Branntwein, sondern das gute Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein und dabei wirkliche Freundinnen und Freunde zu haben.
Ich wünsche Ihnen weniger Wettläufe und mehr zuversichtliche Gelassenheit.

Ihr Pfarrer Jochen Keßler-Rosa
 
PS: Das Märchen geht übrigens nicht gut aus für den Hasen. Aber Gott sei Dank merken wir es ja noch rechtzeitig.