Was hat das Sehen mit Demenz zu tun?
Die Diakonie-Tagespflege Mühlenpark bildet sich fort
Allein essen und trinken, sich im Bad zurechtfinden, das Telefon bedienen – vermeintlich einfache Tätigkeiten können mit einer Sehbeeinträchtigung zur Herausforderung werden. Obwohl vielen bewusst ist, dass das Sehvermögen im Alter nachlässt, sind sich die wenigsten über die weitreichenden Auswirkungen auf den Alltag im Klaren. Auch das Risiko, eine Demenz, Depression oder andere Erkrankung zu entwickeln, steigt mit einem Nachlassen der Sehkraft. Gleichzeitig werden schleichend auftretende Sehverschlechterungen nicht selten als demenzielle Erkrankung fehlinterpretiert. Um sich über dieses wichtige Thema zu informieren und zu lernen, wie man Seniorinnen und Senioren mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit optimal unterstützt, nimmt die Diakonie-Tagespflege Mühlenpark am Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ teil.
Präventionsprogramm sensibilisiert und informiert
Hilflos und orientierungslos, berichtet eine Mitarbeiterin, habe sie sich bei der Selbsterfahrung mit der Brille gefühlt, die eine starke Sehbehinderung vortäuscht. Obwohl sie ihren Arbeitsplatz und die Kollegin, von der sie im Rollstuhl geschoben wurde, gut kennt, erscheint ihr die Pflegeeinrichtung plötzlich fremd und überfordernd. „Ich verstehe jetzt besser, welche Unterstützung sehbeeinträchtigte Menschen brauchen und worauf wir bei der Pflege und Betreuung achten sollten“, sagt Marion Hannig. „ Zum Beispiel immer das Licht anschalten, dass hilft schon ganz viel.“ Neben der Selbsterfahrungsbox mit Simulationsbrillen zu verschiedenen Augenerkrankungen gehören eine digitale Wissensplattform und Online-Seminare, die Beratung vor Ort in der Diakonie-Tagespflege Mühlenpark sowie die Ausbildung von Sehbeauftragten für die Einrichtung zum Präventionsprogramm „Gutes Sehen“ dazu. Das Angebot wird von der Blindeninstitutsstiftung in Kooperation mit verschiedenen Pflegekassen durchgeführt und ist damit kostenfrei. Aufgrund des großen Erfolgs und der anhaltend hohen Nachfrage wurde das Präventionsprogramm nun bereits zum dritten Mal verlängert. Als eine von mittlerweile rund 600 Pflegeeinrichtungen in ganz Bayern erhält damit auch die Diakonie-Tagespflege Mühlenpark die Chance, ihre Einrichtung sehgerechter zu gestalten.
Sehen und Demenz
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sehen und Demenz? 2024 wurde in die Liste der Risikofaktoren offiziell das Kriterium einer nachlassenden Sehkraft aufgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, kann folglich durch den Erhalt bzw. die Stärkung des Sehsinns gesenkt werden. Klara Wolf, Leitung des Präventionsprogramms, erklärt: „Unser Gehirn braucht Input und nur einen geringen Teil der Informationen, die unsere Augen aufnehmen, nehmen wir bewusst als Seheindruck wahr. Ein Großteil der visuellen Impulse wird unterbewusst verarbeitet. Sie beeinflussen unsere Entscheidungsfähigkeit, unser Erinnerungsvermögen, das Auslösen von Emotionen, die Steuerung der Aufmerksamkeit sowie unser Sprachverständnis, ohne dass wir das mitbekommen. Wenn man sich das vor Augen hält, wird das Zusammenwirken mit unserem Denken und Fühlen klar.“
Mehr Infos zum Präventionsprogramm
Die Teilnahme am Präventionsprogramm, das in ganz Bayern angeboten wird, ist für voll- und teilstationäre Pflegeeinrichtungen kostenfrei. Es wird im Rahmen der Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI von der Pflegekasse der AOK Bayern, den Betriebskrankenkassen in Bayern, der IKK classic, der KNAPPSCHAFT und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) als Landwirtschaftliche Pflegekasse gefördert.
Weitere Informationen sind im Internet unter www.blindeninstitut.de/gutes-sehen zu finden.
Ansprechpartner für die Diakonie-Tagespflege Mühlenpark
René Kinstle Einrichtungsleiter