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Verstehen wir uns wirklich?

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

mein Enkel lernt gerade sprechen, oft verstehe ich nicht, was er mir sagen will. Aber auch sonst ist so manche Rede heutzutage schwer zu verstehen, ich meine, wirklich zu verstehen. Oder liegt es an mir?
Und auch wenn ich selber spreche, habe ich oft den Eindruck, es wird nicht gehört - oder nicht verstanden - oder nicht ernst genommen - oder ist am Ende doch so, als hätte ich nie etwas gesagt.

Es muss ein Gänsehaut-Moment gewesen sein damals, als alle Menschen einander wirklich verstanden haben. Die Freunde Jesu waren am Pfingstfest zusammen, und sie sprachen an verschiedenen Stellen vor dem Tempel in Jerusalem zu den Besuchern aus allen möglichen Kulturen.
Sie hatten etwas zu sagen, was ihnen wichtig war, und die Zuhörenden waren erst überrascht, dass sie alles in ihrer eigenen Sprache verstehen konnten, und dann aufmerksam und wissbegierig. Wenn es doch immer so wäre, dass Menschen die Sprache des Anderen sprechen könnten. Und wenn sie dann einander sagen, was ihnen wichtig ist, und einander aufmerksam zuhören, auch dann, wenn das Gesagte neu oder fremd oder anders als erwartet ist.

Genau an dem Ort dieses Pfingstwunders ist vor kurzem ein Krieg ausgebrochen. Welch ein schreckliches Zeichen für die Irrungen und Wirrungen unserer Welt. Wäre es anders, hätten wir Frieden.
Unmöglich ist das nicht, mit der Kraft des Geistes Gottes und unserer Aufmerksamkeit für einander.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für die beginnende Woche und seinen guten Geist für alles Reden und Hören!
Ihr Pfarrer Jochen Keßler-Rosa