Zurück

Nur mal eben kurz

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Leserin, lieber Leser,

Sturm ist das Wort, das an diesem Wochenende die Nachrichten bestimmt. Stürme, die über uns hinwegziehen, Sturmfluten auslösen, Verkehrschaos erzeugen, Bäume umwerfen und Menschen gefährden.

Sturm, eines dieser Naturphänomene, das gleichermaßen fasziniert und anzieht wie erschreckt und ängstigt. Und wer einmal einen richtigen Sturm am Meer miterlebt hat, wird das nie mehr vergessen. Wenn man wirklich kaum gegen den Wind angehen konnte, mit aller Kraft nicht. Wenn man sich mit ganzem Gewicht gegen den Sturm lehnen konnte ohne vornüber zu kippen. Wenn man nichts Anderes mehr hört als das Geräusch des Sturmes. Naturgewalt pur, ungefiltert und direkt. Faszinierend und bedrohlich in einem.

Sturm, irgendwie so ein mystisches Wort. Viele Bilder und Vergleiche ranken sich um diesen Sturm: Sturm der Gefühle, Sturm der Liebe und nicht zuletzt der neudeutsche Shitstorm. Überall stürmt es im wahren und im übertragenen Sinne. Anziehend und ängstigend zugleich.

„Ja wenn der Sturm richtig braust, dann fühln wir uns zuhaus. Dann sing ich ihm Lieder entgegen. Und wenn er tobt, wenn er pfeift, dann ist unsere Zeit, dann weiß ich, ich bin noch am Leben“, so schreibt es Hans Hartz, der Liedermacher aus Husum.

Und dann waren da die zwölf Männer in dem Boot auf dem See Genezareth. Denen brauste er ein wenig zu doll, der Sturm. Sie dachten, sie überleben es nicht. Aber da war noch einer mehr, der stellte sich hin und befahl dem Wind, zu schweigen. Und dann war auf einmal Ruhe! Nur mal eben kurz. Zeit zum Aufatmen.

Es ist so gut zu wissen, dass es in allen Stürmen immer den einen gibt, der ihnen befehlen kann, zu schweigen. Dann kann auch der Sturm nicht gewinnen. Dann reicht die Luft wieder, um ihm Lieder entgegen zu singen und zu wissen: Wir sind noch am Leben.

Ihr
Carsten Bräumer