Zurück

Morgens und abends ein Lied singen!

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

„Das glaubst du nicht“, beginnt ein guter Bekannter neulich in der Spitalstraße, „ich komme gerade von meiner Hausärztin, und da schreibt die mir doch auf das Rezept gleich unter dem Medikament: Morgens und abends ein Lied singen!“ Ich musste lachen, vor allem über seinen immer noch verdutzten Gesichtsausdruck. Klar, denke ich, passt doch in die Weihnachtszeit.
Aber da steckt wohl mehr dahinter. Ich habe es dann mal ausprobiert. War gar nicht so einfach. Ich hatte Hemmungen wie damals in der Schule beim Vorsingen, obwohl ich alleine war. (Meiner Frau fiel es leichter.) Wie ist das mit dem Singen bei Ihnen? Singen hat so etwas Vertrautes, fast Intimes, - wenn nicht gerade die Kirchenorgel oder das Radio spielt. Früher an Weihnachten zu Hause oder bei einer Autofahrt auf dem Rücksitz, da war es doch so einfach und schön. Ich probiere nochmal und merke, der Atem geht freier und ich spüre mich selbst, und wenn ich zuvor schlechte Laune hatte, ist sie wie weg geblasen. Wenn es nicht so schwer wäre, einfach mal lauthals los zu singen.

Vor kurzem habe ich ein Flashmob-Video aus einer Einkaufsgalerie gesehen. Es war wohl ein Adventssamstag vor Corona. Verteilt über drei Etagen und Rolltreppen begannen einige Leute gleichzeitig ein Weihnachtslied zu singen. Viele stimmten spontan mit ein. Ich habe in die Gesichter der Menschen gesehen und bekam eine Gänsehaut. Ich habe nur fröhliche Gesichter gesehen. Ich meine, wir sollten uns in einem Jahr am Samstag vor Weihnachten in der Spitalstraße treffen, zwei von uns fangen an, und dann singen wir nach und nach alle mit: „O du fröhliche“ und „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Ich bin sicher, das fühlt sich dann ein wenig so an wie in Bethlehem, als die Engel begannen, über dem Stall und der Krippe zu singen "Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens".

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche bis zum Heiligen Abend und dann Frohe Weihnachten - und: Der Friede Gottes sei mit Euch!
Ihr Pfarrer Jochen Keßler-Rosa