Zurück

Miteinander arbeiten und Freizeit verbringen

Mit neuen Ideen des Zusammenhalts sucht die Diakonie Schweinfurt nach Mitarbeitenden in der Pflege.

Für alle Pflegeeinrichtungen ist die Suche nach Personal ein brennendes Thema. Die Corona-Pandemie offenbart einmal mehr, wie wichtig das Kapital „Mensch mit Herz“ für sie ist. Beim Diakonischen Werk Schweinfurt verstärkt man daher die Bemühungen, bietet Besonderheiten wie Rückenschule oder Diensträder für Beschäftigte und stärkt den Zusammenhalt mit Gemeinschaftsaktionen wie Stadtradeln oder Feiern.

In den vergangenen Monaten mussten auch die fünf Pflegeheime, zwei Seniorenwohnanlagen, drei Tagespflegeeinrichtungen und fünf Sozialstationen des Diakonischen Werkes Schweinfurt erfahren, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie ihre Arbeit teils massiv erschwerten. Quarantänevorschriften für das Personal oder ein sofortiges Beschäftigungsverbot für schwangere Mitarbeiterinnen führten dazu, dass die Betreuung schwieriger wurde.

„Es gab und gibt daher zu wenig Mitarbeitende, vor allem in der Pflege, aber auch in der Erziehung“, erklärt Diakonie-Vorstand, Pfarrer Jochen Keßler-Rosa. „Für mich ist es nur schwer auszuhalten, wenn wir aufgrund des Personalmangels für Menschen, die Hilfe brauchen, nicht in vollem Umfang da sein können.“

Daher hat sich die Diakonie für ihre Einrichtungen und Dienste in der Region Main-Rhön mit Kitzingen im Bereich Personalmarketing personell verstärkt. Messekonzepte, Werbung um neue Kräfte z.B. in Kino oder Radio und Aktivitäten auf Homepage und sozialen Medien zählen zu den Aufgaben.

Wichtig ist aber neben einer attraktiven Vergütung, angelehnt an den Tarif des Öffentlichen Dienstes, und Sozialleistungen – zusätzliche Altersversorgung, 31 Tage Urlaub, Weihnachtsgeld – auch die Bindung der Mitarbeitenden an die Diakonie, weiß Keßler-Rosa.

So wird aktuell in einer Arbeitsgruppe „Mitarbeitendenbindung“ die Einführung von Diensträdern, Kursen wie Rückenschule und der „ig-b-Card“ vorbereitet. Hier können die Mitarbeitenden im Rahmen von drei Einheiten monatlich von attraktiven Ermäßigungen bei Gesundheitsanbietern und Belohnungen für Gesundheitsaktivitäten profitieren. Um den Zusammenhalt zu stärken, sind gemeinsame Unternehmungen geplant, vom Stadtradeln über Betriebsfeiern bis zum MainCityRun.

In der aktuellen Diskussion um eine Vereinheitlichung der Löhne im Pflegebereich bezieht Keßler-Rosa eindeutig Position: „Wir wollen die Möglichkeit erhalten, weiterhin höhere Löhne zu zahlen, als die, die derzeit verhandelt werden.“ Darin ist er sich mit der Caritas, ebenfalls kirchlicher Wohlfahrtsverband und großer Sozialdienstleister, der nach AVR zahlt, einig. „Wir wollen nicht heruntergebrochen werden auf ein niedrigeres Lohnniveau für unsere Beschäftigten.“ Außerdem würde dies die Pflegesatzverhandlungen mit den Kranken- und Pflegekassen schwieriger gestalten.

Der Diakonie-Vorstand sieht die Konkurrenz zwischen den gewerblichen Anbietern und den Wohlfahrtsverbänden in Schweinfurt als bedenklich an. „Es gibt hier ein Überangebot an Pflegeplätzen, einen Verdrängungswettbewerb durch internationale Konzerne“, konstatiert er. Während sich letztere mit ihrem Kapital auf die Pflegeheime stürzen würden, halte die Diakonie auch die offenen Angebote wie die Tagespflegeeinrichtungen, Sozialstationen oder Beratungen vor. „Wir machen die Dinge, die gebraucht werden und suchen dann eine Finanzierung“.

Er macht sich für das österreichische Modell stark: Dabei werden für Pflegeheime nur gemeinnützige Anbieter zugelassen. „Mit dem Sterben darf man kein Geld verdienen“, lautet Keßler-Rosas provokante Aussage. Altenpflege am Ende des Lebens müsse gemeinnützig sein und nicht gewinnbringend für Konzerne.