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„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, gerade auch jetzt

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

wir müssen über Frisuren reden, es wird immer drängender. Das erkennen Sie daran, dass sogar Leute, die auf diesem Gebiet wahrlich nicht durch Fachkenntnisse aufgefallen sind, beginnen, sich gewichtige Gedanken zu machen. Inzwischen kann es vorkommen, dass ich alte Bekannte fast nicht mehr erkenne, mit Maske ohnehin ein Problem, oder Menschen, die ich gerade noch auf einem Foto gesehen habe, mir unbekannt erscheinen.

Noch wichtiger ist aber wohl die Frage, ob ich mir selber noch bekannt vorkomme, wenn ich in den Spiegel schaue. Habe ich denn überhaupt noch die Möglichkeit, so auszusehen, wie ich es mir vorstelle? Gerade an Fasching war das bisher ein spannendes Experimentierfeld. - Übrigens bringen die Selbstversuche oder die Ergebnisse der Aktionen mühsam überredeter Mitglieder des eigenen Haushalts sicher nicht weiter, sondern steigern eher noch die Not. - Mir wird klar, dass ich es gewohnt war, mein Aussehen zumindest hinsichtlich meiner Haar-"Pracht" selbst entscheiden zu können. Nun muss ich aushalten, dass ich aussehe, wie die Natur es für richtig hält. Ich finde, das ist ein ideales Übungsfeld für Toleranz und Nachsicht. Viele von uns sind vor allem mit sich selbst sehr streng und hart im Urteil. Gerade die eigenen Schwächen verzeihen wir nur mühsam. Wieso eigentlich Schwächen? Es ist eben keine Schwäche, wenn meine Haare so fallen, wie sie fallen möchten, und wenn meine Haarfarbe sich so entwickelt, wie mein Schöpfer es angelegt hat. - Das so bedeutende christliche Wort "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (Zitat verkürzt) macht doch gerade klar, dass es auch wertvoll ist, sich selbst zu lieben, d.h. eben auch mich anzunehmen, wie ich bin. Da gibt es nichts zu verstecken, schamhaft zu überspielen oder deshalb schlechte Laune zu bekommen.

Ja, ich meine, das hat auch etwas mit meinem Glauben zu tun, etwas damit zu tun, auf welchem Fundament ist stehe in allem was oder wie ich bin und tue.
Und ich schließe mit dem unfassbar mutigen, schwer auszusprechenden Satz: "Ich bin schön!" und wünsche Ihnen viel Spaß und Selbsterkenntnis beim Versuch, diesen Satz einmal laut und aus voller Überzeugung auszusprechen. Der `liebe Gott´ wird wohlwollend schmunzelnd dabei zusehen und zuhören.

Ihr Pfarrer Jochen Keßler-Rosa

PS: Natürlich wünsche ich Ihnen auch für diese Woche Gelassenheit, Zuversicht und Gottes Segen.