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Kritik oder Barmherzigkeit?

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

fällt Ihnen das auch auf, Kritik und Ratschläge nehmen immer mehr Raum ein. „Warum hat man nicht …“ und „es wäre doch viel besser gewesen …“ und „ich verstehe gar nicht, warum man nicht …“ haben gerade in Zeiten der Corona-Krise Hochkonjunktur. Und nun rücken auch noch die nächsten Wahlen in unserem Lande näher. Schätzen Sie doch mal, wie viele Minuten in den alltäglichen Gesprächen (auch den eigenen) und Nachrichtensendungen über die Pandemie mit allen ihren Nebenthemen darauf verwendet werden, Kritik zu üben oder es besser zu wissen. Ich denke, es geht auf 30 % zu, und fasse mich schweren Herzens auch an die eigene Nase.

Was nützt das eigentlich? Oder besser wem? Klar, dem, der es sagt. Er (oder besser: Ich) erscheint klüger und gut informiert, setzt den Kritisierten herab und fühlt sich selbst gut oder zumindest besser, sonst nichts! Der Sache hilft das selten oder nie.
Hilfreich ist da nur eine konkrete Tat, also Krankenpflege, soziale Arbeit, demokratisches politisches Engagement und nicht zuletzt respektvolles Sprechen über die, die sich engagieren. Die Jahreslosung 2021 hat auch in diesem Zusammenhang ihre Bedeutung. Sie lautet:
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6,36).
Herzliche Zuwendung ist gemeint. Dazu braucht es keine Selbstdarstellung, sondern sicheren Stand im Leben mit christlichen Werten und eine gute Gemeinschaft in der Familie, im Freundeskreis, in der Gemeinde und besonders auch im Team bei der (diakonischen) Arbeit.

Und als kleine Zugabe noch Eugen Roth:
„Wir sehen mit Grauen ringsherum:
Die Leute werden alt und dumm.
Nur wir allein im weiten Kreise,
wir bleiben jung und werden weise.“

Ich wünsche Ihnen jederzeit sicheren Stand und dass Sie Barmherzigkeit erleben und geben.
Ihr Pfarrer Jochen Keßler-Rosa