Beten Sie eigentlich manchmal?
Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,
lassen Sie uns heute mal sehr persönlich werden, fast intim, und ein Thema anschneiden, über das oft nicht einmal unter Ehe- oder Lebenspartner*innen gesprochen wird.
Beten Sie eigentlich manchmal? Die Frage ist eine Zumutung oder? Das geht niemanden etwas an. Darüber wird nicht geredet wohl vor allem, weil die Sorge besteht, dass „man“ irgendwie kindlich oder naiv erscheinen könnte. Und doch bin ich mir sicher, dass sehr viele von Ihnen beten, jede und jeder anders, mal in einem kurzen Gedanken oder in einem Seufzer, mal ausführlich und in der Art eines Selbstgespräches, mal flehentlich und verzweifelt, mal dankbar oder voll Hoffnung, - häufiger, seltener, - mal mit gelernten Worten, mal vor dem Essen, natürlich auch bei gottesdienstlichen Feiern. Manchmal ist es auch nur das spontane Wort: „Um Gottes Willen!“ oder „Gott sei Dank!“
Aber wir reden nicht darüber, es ist ein intimes Thema. Ich rede hier auch nur deshalb darüber, weil ich Sorge habe, dass Sie denken: „Außer mir betet keiner mehr oder nur die Frommen – und das bin ich ja nicht.“ Oder Sie denken, dass Beten eine bestimmte Form haben müsste. Nee, gar nicht. Es gibt Vorschläge, mehr nicht.
Und noch etwas: Beten ist ohne jedes Risiko. Im „schlimmsten“ Fall ist es ein therapeutisches Selbstgespräch, auch das kann gut tun.
(Jetzt kann es natürlich passieren, dass Sie doch mit jemandem darüber reden …)
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche und erfolgreiche Gespräche - mit wem auch immer.
Ihr Pfarrer Jochen Keßler-Rosa